Autoverkehrsflächen fressen Fahrradverkehrsflächen auf – weil die Autos immer „dicker“ werden

  • Kampfradler: Ja schon. Mir fällt es immer noch schwer den (m.A. richtigen) Wunsch nach einer vernünftigen Mobilität für alle vom (m.A. falschen) Gezeter über "Autofahrer sind grundböse, grundsätzlich rücksichtslos und wollen andere töten" zu trennen. Mir ist schon klar, dass das soooo gar nie gemeint ist, so klingt es hier aber öfter.

    Ich sehe da auch saisonale Unterschiede... gerade jetzt, vor der Ferienzeit ist es wieder mal besonders "wütend". Kurz vor Weihnachten war das die letzten zwei Jahre auch der Fall. Vielleicht hilft ja Urlaub um meine Wahrnehmung etwas zu beruhigen.

    @Nbg_steigt_ab: Die Grünen haben sich Mitte der 80er auch mal klar gegen den Ausbau des Telefonnetzes auf ISDN Standard positioniert. Ich finde das schöne Bild des Wahlprogrammes leider nicht mehr. Damals war das Argument: Damit wird mehr Überwachung möglich, wir wollen das nicht.

    Gerade an solchen Beispielen sieht man schön, wie wichtig der zeitgeschichtliche Kontext ist. Recht hatten sie ja. Alles nicht falsch. Aber Internet für mehr als ca. 3 Menschen gab es erst danach. Und darauf will auch keiner verzichten.

  • Kleine Anmerkung zur »Omma auf dem Lande«: Haben die alle genug Geld, um sich ein Auto leisten zu können? Haben die alle einen Führerschein? Dürfen die alle nach einem Arztbesuch mit Spritze und so (und bei einem möglicherweise dauerhaften Medikamentenkonsum) hinters Steuer?

    Wir sind uns wahrscheinlich einig, dass die gegenwärtigen Zustände mit ein Bus morgens, ein Bus abends und am Wochenende Null nicht dem Stand der Zivilisation und den Ansprüchen des Grundgesetzes genügen.

  • Kleine Anmerkung zur »Omma auf dem Lande«: Haben die alle genug Geld, um sich ein Auto leisten zu können? Haben die alle einen Führerschein? Dürfen die alle nach einem Arztbesuch mit Spritze und so (und bei einem möglicherweise dauerhaften Medikamentenkonsum) hinters Steuer?

    Es ist ja nicht nur so, dass die Teilnahme am MIV und damit Mobilität, die von vielen als die einzig wahre Form von Mobilität hochstilisiert wird, ganz entschieden an den Geldbeutel gekoppelt ist, womit viele von dieser Form von Mobilität ausgeschlossen werden. Noch schlimmer ist, dass das Auto - immer noch - in den Schulen als Lockmittel missbraucht wird, um zu schulischen Leistungen anzuspornen. ("Du willst doch sicher auch mal ein Auto dir leisten können?!") Im Gegenzug werden die Nicht-Autofahrenden gerne abqualifiziert als Faulenzer. ("Du kannst dir also nicht mal ein Auto leisten?!")

    Es ist vor allem deshalb so schlimm, weil es eben ökonomisch, ökologisch und technisch nicht möglich ist, dass jeder mit dem eigenen Auto mobil ist.

  • "Du willst doch sicher auch mal ein Auto dir leisten können?!"

    Das muss zwingend so sein, damit die jungen Menschen von klein auf lernen, wie wichtig ein (möglichst teures, schnelles Auto im Leben ist. Würde man in diesem Punkt nachlassen, wäre das Auto vielleicht schnell ein reines Fortbewegungsmittel, was von der Autoindustrie keineswegs erwünscht ist. Die teuren, schnellen Schleudern bringen erheblich mehr Gewinn.

    Ich bin diesem Schwachsinn selbst auf den Leim gegangen! Schon ein Jahr vor meinem 18ten Geb. wartete ich sehnsüchtig auf den Führerschein - und natürlich auf das erste Auto. Als ich es hatte, war ich in der Welt der Autofahrer angekommen. Ein "echter Mann". Das Auto war so groß (PS-stark), wie ich es gerade noch bezahlen konnte. Diese geistige Umnachtung dauerte über 12 Jahre an und erstaunt mich im Nachhineien noch immer. Ich darf nicht daran denken, welches Vermögen ich hätte aufbauen können, hätte ich mir einen vernünftigen Kleinwagen gekauft und viele Jahre gefahren... :(

    Nur der Dumme lernt aus der Erfahrung, der Kluge dagegen aus der Erfahrung anderer. (Otto von Bismarck)

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Wenn ich da mich als Vergleich nehme - ich wollte nie den Lappen machen, und als Jugendlicher sagte ich zu meinen Eltern, als sie vom Opel Rekord B mit 75 PS auf einen gebrauchten Rekord C mit 90 PS aufrüsten wollten (wir hatten einen Wohnanhänger mit 5 m Aufbaulänge): »Wozu brauchen wir 90 PS«?
    Und als ich volljährig wurde, habe ich mir Tramper-Monats-Tickets zugelegt und bin pro Jahr zwischen 40.000 und 70.000 km Bahn gefahren.
    Den Lappen gab's erst, als in der Firma mein Studentenjob wegfiel und ich vor die Alternative »Kündigung oder mit dem Lada durch den Freihafen fahren« gestellt wurde ...

  • Das muss zwingend so sein, damit die jungen Menschen von klein auf lernen, wie wichtig ein (möglichst teures, schnelles Auto im Leben ist.

    Und beim Lesen erinnerte ich mich an einen Zeitungsartikel in dem stand, dass das Smartphone das Auto als Statussymbol abgelöst hätte.

    Ich habe mal gegoogelt. Und siehe da: Es gibt ungefähr genauso viele Artikel, die behaupten, dass dem nicht so ist und das Auto bei jungen Leuten weiterhin Statussymbol Nr. 1 ist.

  • Noch so ein Beispiel aus dieser Woche, das aufzeigt, wie Autos die Verkehrsflächen anderer Verkehrsteilnehmer beeinträchtigen und darüberhinaus für Ungemach sorgen:
    Letzte Woche wurde das Altpapier in unserer Straße nicht abgeholt. Das wird von den Anwohnern im Stadtteil stets zum Montagmorgen hin in blauen Säcken vor die Tür gestellt.
    Die standen jetzt eine Woche rum, weil der Abfallwirtschaftsbetrieb es nicht abholte. Heute erfuhr ich von der Nachbarin, die zufällig dabei war, als endlich diese Woche das Altpapier inklusive dem von letzter Woche abgeholt wurde und die die vor Ort tätigen Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft danach fragte, dass das Altpapiersammelfahrzeug von einem falsch parkenden Fahrzeug daran gehindert wurde, in die Straße einzufahren, so dass die Mitarbeiter entnervt aufgaben und die Altpapiersäcke in unserer Straße liegen ließen.
    "Super", eine Woche liegen blaue Altpapiermüllsäcke rum, die den Bürgersteig verschmalern, bloß weil irgend so ein "Vollpfosten" seinen Wagen so parkt, dass er die Straße blockiert. Zum Glück wurde im betroffenen Zeitraum, in dem der Autofahrer falsch parkte, kein Feuerwehreinsatz notwendig.
    Da wünsch ich mir doch eine Berechtigung für die Fahrer der Abfallsammelfahrzeuge, die ein ähnliches Vorgehen erlaubt, wie es in diesem you-tube-Video die Feuerwehr gemacht hat:

    "Feuerwehr rammt Autos zur Seite"


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  • Warst du schon mal außerhalb der Stadt? In einem Landstrich, in dem es keine Bäckerei und keinen Supermarkt im Ort gibt, sondern erst mal 20km über Land angesagt sind? Dort leben auch Menschen, die es nicht mehr mit dem Fahrrad schaffen - sogar jedes Jahr mehr, weil die jüngeren, fitteren in die Städte abwandern.
    Diese "Autos sind in allen Fällen böse" Einstellung ist sowas von kurzsichtig und unsinnig.

    Unsere verödeten Dörfer sind aber doch u.a. Ergebnis der massiven Priorisierung des MIV.