Montag, 24. April, 22.00 Uhr NDR fernsehen

  • Falls jemand so genanntes Counter-Speech betreiben möchte, gibt’s hier reichlich Gelegenheit:

    Das wollte ich eigentlich schreiben: Radfahrer fahren über rote Fußgängeranpeln, benutzen Radwege ohne Benutzungspflicht nicht und vor allem missachten sie die Wartepflicht des abbiegenden PKW.

    Ich glaube allerdings nicht, dass das dort jemand verstehen würde. 8|

  • Der Fahrradkrieg: Kampf um die Straßen

    Sehr sehenswert!
    Alles drin, was man so kennt und diesmal keine Windschutzscheibenperspektive :)
    Bei 4'25" sieht man ein paar beinharte Dooring-Unfälle...

    Zwei Sachen, die mir unangenehm aufgefallen sinb:

    Es fehlt der Hinweis darauf, dass ein abgesenktes Tempolimit ebenfalls einen Beitrag dazu leisten würde, dass sich Radfahrer auf der Straße sicherer fühlen würden. Besonders bei der ländlichen Initiative für einen Radweg an der Landstraße hätte zumindest mal angesprochen werden können, welche Höchstgeschwindigkeit auf der entsprechenden Straße gilt. Vielleicht braucht es dort ja gar keinen Radweg, sondern eine schmalere Straße mit niederigerem Tempo und ein Schutzstreifen würden auch funktionieren. Das mit dem niederigeren Tempolimit hätte auch bei der Oldenburger Schutzstreifen-, bzw. Radspur auf der Straße-Sitúation angesprochen werden müssen.

    Und es wurde sehr stark der Eindruck vermittelt, dass die Radfahrer hoffnungslos untereinander zerstritten seien, betreff der Frage, was dem Radverkehr wirklich gut tut. Obwohl doch zumnindest in einem Punkt große Einigkeit besteht: Die Autoverkehr-Infrastruktur gehört zurückgebaut. Das wurde jedochg lediglich im Zusammenhang mit Kopenhgagen angesprochen.

  • Und es wurde sehr stark der Eindruck vermittelt, dass die Radfahrer hoffnungslos untereinander zerstritten seien, betreff der Frage, was dem Radverkehr wirklich gut tut. Obwohl doch zumnindest in einem Punkt große Einigkeit besteht: Die Autoverkehr-Infrastruktur gehört zurückgebaut. Das wurde jedochg lediglich im Zusammenhang mit Kopenhgagen angesprochen.

    Und es wurde erwähnt, dass in Kopenhagen "Kampfradler" unbekannt seien. Kampfautofahrer tauchen dort auch wenig auf, verglichen mit den vielen Wildparkern in Hamburg bzw. Deutschland generell. Interessant dabei: Kopenhagens Radwege kommen ohne Poller aus.

  • Und es wurde erwähnt, dass in Kopenhagen "Kampfradler" unbekannt seien. Kampfautofahrer tauchen dort auch wenig auf, verglichen mit den vielen Wildparkern in Hamburg bzw. Deutschland generell. Interessant dabei: Kopenhagens Radwege kommen ohne Poller aus.

    Hattest du auch den Eindruck, der NDR-Beitrag ist eher eine sehr listig verpackte Negativberichterstattung, die sich gegen eine nachhaltige Verkehrswende richtet?

    Noch zwei Sachen, die mir aufgefallen sind:

    "In Kopenhagen ziehen alle an einem Strang, um ein umfassendes Fahrradkonzept umzusetzen.", heißt es in Minute 16:44." An anderser Stelle wird jedoch ausführlich darüber berichtet, dass auch in Kopenhagen der Widerstand der Autolobby riesig war und erst mal überwunden werden musste. Und es bleibt unklar, ob das auch tatsächlich schon nachhaltig gelungen ist. Ganz sicher gibt es auch heute noch in Kopenhagen der Versuch der Autolobby, ihre "Besitzstände" zu wahren und den Radverkehr auszubremsen. Darüber wird jedoch nicht berichtet. Stattdessen wird so getan als brauche es erst mal den Konsens auch der Autofahrer, um positive Veränderungen zu bewirken. Tatsächlich jedoch, so meine Erfahrung braucht es vielmehr den Mut zu politischen Entscheidungen gegen die ewig nörgelnde "Autofahrermeute" und ein dickes Fell der Entscheidungsträger. Im Nachheinein stellt sich dann schnell heraus, dass das Schreckbild vom Verkehrskollaps, dass die Autofahrerlobby gerne benutztr, ausbleibt.

    Das andere ist ein Detail, aber kein unwichtiges: Kopenhagen wird einerseits als die Stadt der Hochbordradwege gepriesen. Radwege mit Bordstein abgetrennt vom Autoverkehr einerseits und abgetrennt mit Bordstein vom Fußverkehr andererseits. Das mag in vielen Fällen auch die beste Lösung sein. Leider verhindert das Schielen auf diese "beste aller Lösungen" oft die guten Lösungen. Zum Beispiel eine ausreichend breite Radfahrspur, die auf die Fahrbahn markiert ist. Und genau eine solche Spur befährt der ehemalige technische Bürgermeister Kopenhagens im Bild genau in dem Moment, als der Sprecher von den abgetrennten Radwegen schwärmt.
    Das ist genau in der Zeit 16:59 bis 17:06! In dieser Filmsequenz wird eine auf die Fahrbahn markierte Fahrradspur gezeigt, ausreichend breit, aber eben nicht mnit einem Bordstein abgetrennt.

    Der Filmautor vermittelt jedoch den Gesamteindruck, gute Radverkehrsinfrastruktur ist zwar in Kopenhagen möglich, aber in Deutschland nicht vorstellbar, weil "Deutschland ist ja Autoland". Diese Aussage tauchte nach meiner Erinnerung auch an irgendeiner Stelle im Film auf. Ich finde die nur grad nicht. Oder ist es nur der Gesamteindruck, den ich von dem Film habe? Beurteile ich das möglicherweise überempfindlich?

    Das Kopenhagens Radwege ohne Poller auskommen wurde nach meiner Erinnerung im Film nicht erwähnt. Ebensowenig wurde erwähnt, wie konsequent gegen Falschparker vorgegangen wird (wie hoch z. B. die Kosten für's Falschparken sind und wie oft kontrolliert und abgeschleppt wird), oder ob sich die Kopenhagener Autofahrer einfach respektvoller gegenüber dem Radverkehr verhalten. Das sind m. E. ganz entscheidende Bedingungen für eine erfolgsreiche Verkehrswende, aber eben auch zugleich ganz "heiße Eisen", die anscheinend auch der NDR nicht gerne anpackt.

  • Das sind m. E. ganz entscheidende Bedingungen für eine erfolgsreiche Verkehrswende, aber eben auch zugleich ganz "heiße Eisen", die anscheinend auch der NDR nicht gerne anpackt.

    Apropos "nachhaltige Verkehrswende": der Modal Split-Anteil des MIV in Kopenhagen beträgt dieser Quelle zufolge momentan noch immer 33 %. Das ist zwar weniger als der deutsche Durchschnitt, aber es ist eben gleichzeitig auch viel weniger als der landesweite dänische Durchschnitt.

    Der KFZ-Modal-Split ist für eine Großstadt im Flachland auch nicht ungewöhnlich niedrig. In Berlin z.B. liegt der Wert bei nur 31 %, in München bei 37 %. Landesweit ist die Radfahrleistung aller Dänen seit Beginn der neunziger Jahre beträchtlich gesunken, während sie sich im vermeintlichen "Failed (Radförderungs-)State" Deutschland seitdem fast verdoppelt hat (Quelle, S. 224).

  • Mit google street view kann man ja diese beliebten Kurzausflüge machen. Um die NDR-Angaben zu überprüfen bin ich mal eben nach Kopenhagen "gestreetviewt". Und stelle fest: Auf ganz vielen Straßen fahren Radfahrer. Das war echt auffällig. Auch die breiten Hochbordradwege habe ich gefunden. Aber halt auch Straßen ohne eigene Radwege, sowie Radwege-Abschnitte, die nicht mit einem Bord abgetrennt waren, sondern nur mit einer Markierung.

  • Bei meinem Besuch in CPH habe ich genauso schlechte wie gute Radwege gesehen. Gerade die Knotenpunkte sind genauso schlecht wie bei uns gelöst. Und auf den Hauptrouten (Norrebrogade z.B.) sind selbst die 4m Radwege zur Rush-Hour zu schmal, da bemerkt man wieder einmal die nicht vorhandene Flexibilität von Verkehrsmittelkäfigen. Soweit mir bekannt sind alle Radwege in DK benutzungspflichtig und direktes Linksabbiegen bei Vorhandensein von Radwegen untersagt (man möge mich korrigieren). Nicht gerade förderlich was die Reisezeiten im Vergleich zum MIV angeht.

  • und direktes Linksabbiegen bei Vorhandensein von Radwegen untersagt (man möge mich korrigieren).

    WIMRE ist direktes Linksabbiegen in Dänemark für Radfahrer generell verboten, nicht nur bei Vorhandensein von Radwegen.

    Ja, ich bin Kampfradler! Nein, ich fahre nicht aggressiv!
    Denn ich kämpfe mit den Waffen des Wortes, des Papiers und des Toners, meine Verbündeten sind die Regeln und Normen der StVO und VwV-StVO.

    Radfahren ist nicht gefährlich, Radwege schon!

  • Ein Beitrag über Radfahrer ist erst vollständig, wenn Personen in den Kommentaren Helmzwang, Steuer- und Fahrerlaubnispflicht, Versicherungskennzeichen und die Benutzungpflicht für sämtliche Radwege fordern. ;) Immer wieder interessant solch kleingeistige Denkweise zu lesen. Ansonsten finde ich den Beitrag sehr interessant und für ein Dokuformat auch differenziert genug.

  • Eindruck vermittelt, dass die Radfahrer hoffnungslos untereinander zerstritten seien,

    Also seit ich in diesem Forum mitlese ... :whistling:

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Also seit ich in diesem Forum mitlese ... :whistling:

    Wie zerstritten die Radfahrer untereinander auch tatsächlich sein mögen oder wie einig sie sich sein mögen, das ist m. E. nicht das Entscheidende. Den Filmbeitrag vom NDR sehe ich deshalb kritisch, weil der Fokus viel zu strak auf Streit und Auseinandersetzung gerichtet ist, anstatt auf positive Entwicklungen.

    Das hat zur Folge, dass unbedarfte Zuschauer das Thema nur als Quelle großen Ärgers wahrnehmen und Radfahrer als Störenfriede. Selbst so erlebt im Gespräch mit Bekannten. Das wäre an sich nicht so schlimm, wenn es mal ein einzelner Beitrag wäre, der diesen Fokus hat. Aber bei Ermangelung anderer qualifizierter Beiträge ist das gelinde gesagt unglücklich, Radfahrer nur als Quelle von Ärgernis und Störung zu präsentieren.

    Man stelle sich zum Beispiel mal vor, eine Sendung über Autofahrer würde so aufgemacht werden:

    Die Fahrer von Bernzinfahrzeugen schimpfen über die Fahrer von Dieselfahrzeugen, weil diese die Stadt-Luft verpesten.
    Und die Besitzer und Benutzer einer eigenen Garage oder eines Stellplatzes schimpfen wie die Rohrspatzen über Autofahrer, die rücksichtslos Fußwege und Gehwege zuparken, bzw. ihr Autro einfach kostenlos im öffentlichen Straßenraum abstellen.
    Oder diejenigen die eine defensiven Fahrstil pflegen werden als massive Kritiker von Schnellfahrern dargestellt. Bzw. umgekehrt, die Zügigfahrer regen sich über die vorsichtigen Autodfahrer auf.
    Oder Autofahrer, die ein Tempolimit auf Autobahnen fordern, werden gegen solche ausgespielt die das ablehnen und umgekehrt.
    Oder ältere Autofahrer schimpfen über junge und umgekehrt: Junge Autofahrer fordern massiv regelmäßige Fahrtests für Autofahrer über 60.
    Das sind alles Positionen, die ich in Gesprächen teils ständig einfach so zu hören bekomme, oder bei Bedarf aus den Leuten herauskitzeln kann, wenn ich's drauf anlege.

    Das könnten Filmautoren oder Journalisten locker auch, machen die aber nicht oder nur sehr selten. Stattdessen wird allzu gerne "Deutschland einig Autoland" beschworen.

    Trotz der Qualitäten des Filmbeitrages, ich vermute eine tendenzielle Berichterstattung, die einer Verkehrswende hin zu mehr Radverkehr nicht zum Vorteil gereicht. Aber bitte, vielleicht bin ich ja auch ein bisschen paranoid?
    Ich lass' mich gerne auf eine andere Einschätzung ein!