In Köln kann man immer etwas erleben

  • Ich weiß nicht, wer das alles auf facebook in den einschlägigen Gruppen schon mitbekommen hat, aber Marco Laufenberg aus Köln hat ziemlichen Ärger beim Fahrbahnradeln bekommen:

    Vor allem irre, wie grottig der dortige benutzungspflichtige Radweg ist. Ich dachte erst, najaaaaa, Marco stellt sich schon ein bisschen an, aber auf dem flickenhaften Mauerwerk, aus dem man die einzelnen Ziegel herausziehen kann, möchte ich auch nicht fahren. Das ist ja schlimmer als der Hamburger Durchschnittsradweg =O

  • wobei die Szene mit dem losen Pflasterstein aus seinem damaligem Besuch beim Frühstücksfernsehen stammt. Schön zusammengeschnitten.
    Will sagen: ja, die schlimmen Stellen gibts. Ob _die_ Stelle, an dem der Polizeizugriff passierte, auch soooooo schlimm war? keine Ahnung. Aber schon allein wegen der Poller und der Schmalheit des Radweges führe ich da auch auf der Fahrbahn.
    Und ich hätte die 15,- auch nicht bezahlt und ich hätte mit großer Wahrscheinlichkeit auch keinen Ausweis dabei gehabt.

  • Ich hab das Video jetzt nicht gesehen. Allerdings ist Marco auch als ein wenig, sagen wir mal, sehr eindeutig mit seinen Standpunkten bekannt. Das schadet m.E. manchmal deutlich mehr als es nützt. Meine eigenen Erfahrungen, als ich in Köln gelebt hatte, waren seinerzeit eher positiv: Ich bin einmal beim WDR auf dem linken Gehweg mit dem Handy telefonierend einer Gruppe Polizisten entgegengekommen, und hab dann meinem Kumpel gesagt "Du ich muss auflegen, ich muss jetzt ein Bußgeld zahlen".

    Team Grün meinte dann nur so: Ach Sie wohnen in der Friesenstraße und sind jetzt mit dem Fahrrad von Troisdorf bis Köln gefahren? Dann tun Sie uns doch einen Gefallen, sparen Sie sich die 20 Euro und schreiben Sie der Stadtverwaltung mal, wie katastrophal die Verkehrsführung für Fahrradfahrer von der Hohenzollernbrücke am Dom vorbei ist.

    Fand ich cool. Mit dem linksfahren das hab ich mir mittlerweile dann doch abgewöhnt :D

  • Ich hab das Video jetzt nicht gesehen. Allerdings ist Marco auch als ein wenig, sagen wir mal, sehr eindeutig mit seinen Standpunkten bekannt. Das schadet m.E. manchmal deutlich mehr als es nützt.


    Vielleicht solltest Du Dir das Video doch erst anschauen, bevor Du Marcos Verhalten beurteilst!?
    Welches sind denn seine Standpunkte, die Deiner Meinung nach "deutlich mehr" schaden, als nützen? Es interessiert mich, weil mir und wahrscheinlich vielen von uns das gleiche jeden Tag auch passieren kann. Was hätte Marco anders machen sollen? Bedenke dabei bitte, dass eine solche "Begegnung" etwas anderes ist, als wenn man von jemandem nach der Uhrzeit gefragt wird. Ich fand, dass er sich absolut korrekt verhalten hat, während die Beamten extrem unverhältnismäßig reagiert haben.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Vielleicht sollte man Marco zu der Diskussion einladen, Sekundärquellen im Allgemeinen und Fernsehbeiträge im Besonderen sind nicht gerade die beste Diskussionsgrundlage, solange man den Akteur befragen kann.

    I.Ü. halte ich die Anwendung unmittelbaren Zwangs bei Angabe der Personalien (auch ohne mitgeführten Personalausweis) für nicht angemessen im Zusammenhang mit einer so leichten Owi. Falls sich die Polizisten in irgendeiner Weise provoziert gefühlt haben, darf das solange keine Rolle spielen, wie a) die Identitätsfeststellung möglich ist und b) keine weiteren Delikte (z.B. Beleidigung o.ä.) begangen werden. Professionell hätte man bei Meinungsverschiedenheiten über das angebotene Verwarngeld die angegebenen Personalien per Funk abgefragt, allenfalls noch die Anwältin zur Identitätsfeststellung befragt und den Rest postalisch erledigt.

  • Zitat

    I.Ü. halte ich die Anwendung unmittelbaren Zwangs bei Angabe der Personalien (auch ohne mitgeführten Personalausweis) für nicht angemessen im Zusammenhang mit einer so leichten Owi. Falls sich die Polizisten in irgendeiner Weise provoziert gefühlt haben, darf das solange keine Rolle spielen, wie a) die Identitätsfeststellung möglich ist und b) keine weiteren Delikte (z.B. Beleidigung o.ä.) begangen werden.

    Mich stört z.B. das Sachwerte über mehrere 1000€ einfach so rumliegen gelassen werden um 15€ zu kassieren, insbesondere da ja mit "Meine Anwältin kommt gleich rum und indentifiziert mich" durchaus Bereitschaft da war, die Sache aufzuklären. Auf der Wache hat man ja immer noch keinen Ausweis dabei.

  • Mich stört z.B. das Sachwerte über mehrere 1000€ einfach so rumliegen gelassen werden um 15€ zu kassieren

    Das spielt m.E. für die Entscheidung über den unmittelbaren Zwang nur mittelbar eine Rolle, wenn dadurch keine Absicherung des Eigentums möglich wäre. Nach meinem Verständnis hätte man aber durchaus auch das Fahrrad, jedenfalls die Tasche sichern können. Wichtiger scheint mir das Angebot der Identifizierung durch die Anwältin. So man wegen der geringfügigen Owi nicht ohnehin eine Abfrage der Meldeadresse in der Zentrale für ausreichend hält und unbedingt einer sicheren Identitätsfeststellung bedarf, sollte jedenfalls die Anwältin durchaus ausreichen.

    Zitat

    Die Identität eines Tatverdächtigen kann auch ohne Ausweispapiere festgestellt werden, wenn der Betreffende von anderen glaubwürdigen Personen zuverlässig und vollständig identifiziert wird

    vgl. LINK

  • Nur um zu sagen was ich meinte - seine Aktion gegen Geisterradler auf der Mülheimer Brücke:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    In der Sache sicher richtig, in dem Mittel ist mir das einfach zu aggro. Das hat jetzt aber nichts mit dem Fall hier zu tun, da war ich nicht dabei, also will ich da gar nichts zu sagen.

  • Zum Video selbst: Diese Radwege in Köln sind wirklich grausam, habe das 2 Jahre zur Arbeit fahren müssen. Ganz schrecklich ist der Kölner Ring, wo die nachgestellte Szene gedreht wurde. Eigentlich müsste eine Klage gegen die RWBP dort sofort durchgehen. Der gesamte Ring soll ja "umgestaltet" werden. Bis das fertig ist, wird es aber noch sehr lange dauern, in Kölle ist man da immer was lahm.

    Das Fahren auf der Fahrbahn ist trotzdem erstmal eine Owi. Alternativ bietet es sich dort an, die Wälle zu fahren, die sind nämlich, anders als der Ring selbst, gut zu fahren und praktisch verkehrsfrei.

  • In der Sache sicher richtig, in dem Mittel ist mir das einfach zu aggro.


    Du hattest aber vorhin seine "bekannten Standpunkte" kritisiert. Seine Reaktionen auf die Geisterradler ist die eine Sache. Darüber kann man durchaus diskutieren. Seine Standpunkte hinsichtlich der Radverkehrsführungen halte ich aber für absolut in Ordnung.

    Verstehen kann ich ihn aber gut. Immerhin haben innerhalb weniger Minuten 23 Radfahrer das VZ 254 ignoriert und sich selbst und andere dadurch gefährdet. Was sollte er denn machen, um das den Herrschaften klarzumachen?

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Ja, aber ich finde einfach dass es nicht nur wichtig ist, das richtige zu sagen, sondern auch, wie man es sagt. Und da fand ich das Auftreten in diesem Video auf der Brücke einfach etwas zu militant - das gilt übrigens auch für dieses Video über die Fahrt des ADFC Krefeld, auch da kritisiert er das richtige, aber auch das kommt vielleicht nicht so rüber wie es sollte.

    Mit dem Fall hier hat das jetzt erst Mal gar nichts zu tun. Fakt ist, wir waren alle nicht dabei und wissen nicht, was genau da passiert ist. Ich will die Polizei hier sicherlich nicht verteidigen, aber wir wissen einfach nicht genug darüber, was wirklich passiert ist.

  • Hi
    Fakt ist, dass es unverhältnismäßig ist, jemanden wegen 15 EUR Owi und geringfügiger Schwierigkeiten, sofort die Personalien verifiziert festzustellen, in Handschellen zu legen. Augenscheinlich keine Gefahr im Verzug, keine Tätlichkeiten, keine weiter andauernden Verfehlungen, die es zu unterbinden galt.
    Es ist auch unzumutbar, mitten in ner belebten Stadt ein hochwertiges Rad ohne ausreichende Sicherung zurückzulassen, um zu Hause einen Perso vorzuweisen. Hätte vielleicht ein Polizist anbieten können, so lange auf das Rad aufzupassen, wie die Fahrt hin und zurück dauert.
    Die vorgeschlagene Ersatzmaßnahme mit der Rechtsanwältin war auch annehmbar.
    Vielleicht hat die Spur Unterwürfigkeit und Demut in die Abläufe der Staatsgewalt gefehlt. Der eine oder andere Polizist hat vielleicht nicht auf dem Schirm, dass er Dienstleister ist, und der oberste Dienstherr der Bürger.
    Langsam kriegen wir wohl wirklich amerikanische Zustände, aber seitens der Polizei, nicht der Bürger.
    Wäre jetzt aber auch ein guter Anlass, gegen die RWBP dort vorzugehen.

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • Völlig richtig, wegen einer OWi wäre das unverhältnismäßig. Wenn (was ich ausdrücklich hier nicht unterstellen möchte) Fälle von Beamtenbeleidigung oder ggf. Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorlägen, dann kann das natürlich ggf. eskalieren.

    Wir waren nicht dabei und wissen nicht wie es war. Vielleicht wars wirklich ein übermotivierter Polizist.

    Der Grund warum ich ein wenig skeptisch bin ist halt, dass ich selbst als Referendar in Köln-Kalk mal mit einer Polizeistreife unterwegs war, und ein anderer Kumpel von mir aus Troisdorf in Köln seine Ausbildung als Polizist macht. Die haben auf mich eigentlich immer einen guten Eindruck gemacht, und das war auch sonst immer mein Eindruck in Köln mit der dortigen Polizei. Nicht unbedingt kompetent in Radverkehrsfragen, keine Frage, aber mit dem Knüppel eher zurückhaltend.

    Was man allerdings nicht machen sollte, wäre in Köln eine Schlägerei vor dem Diamonds auf den Ringen anzuzetteln. Dann kommt Team Blau auch gerne mal mit ein zwei Diensthunden, die nicht nur bellen.

    Vielleicht kann Marco ja selbst mal hier schildern wie es war. Ich will Marco hier nichts unterstellen, kenne ihn auch nicht persönlich.

  • Moin:

    erstmal vielen Dank für die Hinweise auf diesen Thread (und dieses Forum). Ich bin grad etwas in Eile, werde mich aber selbstverständlich sehr gerne hier äußern - deswegen erst einmal in Stichworten.

    Der Beitrag (den ich grad erst das erste mal gesehen habe, ich wußte nicht, wann der läuft) ist sachlich und gibt ziemlich genau das wieder, was passiert ist. Er ist mit ein paar Archivbildern garniert, die wir im Sommer gedreht hatten, das war auch -der Einfachheit halber- so geplant und abgesprochen. Das EB-Team war das gleiche wie damals - in meinem Augen Menschen, denen man vertrauen kann.

    Der nachgesprochene Tonfall gibt tatsächlich wieder, wie ich mich verhalten habe. Ich kann das nachvollziehen, wenn man erst einmal vermutet, ich wäre aggressiv, ausfallend oder dergleichen geworden und hätte irgendetwas provoziert. Dem ist aber nicht so (und das liegt mir sicher auch fern) , was ich im Zweifelsfall auch beweisen kann (und vermutlich werde, so ich denn tatsächlich eine Anzeige wegen Widersetzung einer Maßnahme bekomme, wie das angekündigt wurde).

    Ich wurde nicht auf die Polizeiwache, sondern nach Hause gefahren, wo man -gegen meinen Willen- mein Haus betrat (Begründung: ich könnte mich verschanzen) und sich dann meinen Ausweis anschaute und mit den von mir bereitwillig gemachten (selbstverständlich richtigen) Angaben verglich. Dann konnte ich sehen, wie ich zurück zu meinem Fahrrad kam (2,80 Euro mit der KVB).

    Die Polizisten haben die gemachten Angaben weder mit dem Melderegister abgeglichen, noch die Angebote, meine Identität zu verifizieren (zur Anwältin fahren (1km weiter), Anwältin kommt vorbei, Anwältin kommt mit mir und Ausweis später in eine Dienststelle, außerdem: in der Verkehrsdirektion der Kölner Polizei anzurufen, dort kennen mich quasi alle, incl. Pressesprecher, Leiter der VD und gar der Polizeipräsident) überhaupt diskutiert.

    Noch während ich mit meiner Anwältin telefonierte, wurde mir das Telefon aus der Hand geschlagen und ich überwältigt und gefesselt. Die Anwältin hat das alles akkustisch mitbekommen, bis zu dem Punkt, wo einer der Beamten das Telefon aufhob und die Verbindung beendete.

    Mein Fahrrad (ein gepimptes Maxcycles SX Lite mit HS33, Mavic Felgen samt XT Naben, Bumm E-Werk, etc., also deutlich jenseits der 1500.- Euro wert) wurde (nachdem gegen meinen Willen meine Ortlieb Tasche durchsucht wurde) mit einem Schloß aus der Packtasche, dessen Schlüssel ich jedoch nicht bei mir trug, nur am Vorderrad (mit Schnellspanner) mitten in der Kölner Innenstadt angeschlossen. Die Packtasche wurde offen (!) zurück gelassen, darin befanden sich ein Netbook (Wert ~500.- Euro, incl -viel wichtiger!- jeder Menge sensibler und persönlicher Daten) und ein Garmin Edge810 (Wert ~400.- Euro), sowie einiger Kleinkram.

    Was meine Videos angeht, bzw. das von der Mülheimer Brücke und das von der adfc Dormagen Tour zur Kölner Sternfahrt, so denke ich, daß das nicht in diesen Thread gehört. Unabhängig davon -das habe ich an anderer Stelle schon gebetsmühlenartig wiedergekäut- trage ich zum Sturz der alten Dame schlicht nichts bei. Wie gesagt: ich diskutiere das gerne nochmal, macht bitte nen neuen Thread auf ;)

    Ich habe selbstverständlich grundsätzlich nichts gegen Polizisten, ganz im Gegenteil. Ich kenne einige persönlich (von denen mich abends auch noch einer anrief) und entsprechend auch einige Interna. Ich habe in Köln -leider- schon einige sehr repressiv auftretende Polizisten erleben müssen (und kurioserweise werden mir seit dem TV-Beitrag grad einige andere, ähnliche Fälle zugespielt, mit der Bitte um Rat), jedoch auch oft genug sehr verständnisvolle und freundliche Beamte getroffen und kennengelernt. Darüber berichtet man natürlich nicht im Fernsehen und auch seltener in einem Weblog. Kurioserweise habe ich schon von vielen Polizisten genau über den betreffenden Radweg Dinge wie "da würde ich auch nicht fahren, das ist lebensgefährlich" und "da würde ich Sie niemals anhalten" gehört.

    Was den Hohenzollernring angeht: die Verkehrsführung ist nicht stetig. Drei Abschnitte (u.a. der direkt vor der Stelle und der dahinter) sind gar nicht benutzungspflichtig. Dazu kommt der unbenutzbare Zustand und die Breite von 92cm, tw. direkt an Straßencafés geführt, in jedem Fall fast immer viel Fußgängerverkehr. An dem Tag standen da auch noch Mülltonnen rum und Scherben vom Wochenende (das ist ne Partymeile) gab's auch noch. Von einer Gefährdung des Radverkehrs auf der Fahrbahn §45.9 StVO ganz zu schweigen. Der Widerspruch schreibt sich also fast von selbst. Ich habe bei der Stadtverwaltung Akteneinsicht in die Begründung des dortigen Fahrbahnverbotes angefragt und werde eine Klage anstreben, sollte die RWBP dort aufrecht erhalten werden.

    Gegen die 3 Polizisten stelle ich morgen Strafanzeige und Strafantrag.

    Liebe Grüße,

    Marco

  • Hallo Marco,

    an erster Stelle: danke, dass du dir die Zeit nimmst, hier den Vorfall höchst selbst darzustellen :)

    Ich denke, dass fast alle hier davon ausgingen, dass es so wie im Beitrag von Sat1 dargestellt, abgelaufen ist. Da ist es vollkommen unerheblich, ob man auf dem Standpunkt "auf diesem Radweg kann ich nicht sicher fahren!" besteht oder nicht.

    Umso erstaunlicher finde ich, dass da gleich 3 Beamte quasi "ausgetickt" sind. Sicherlich haben viele von uns schon mal Bekanntschaft mit der Polizei gemacht. In den verschiedensten Situationen. Und auch ich, der gerne mal Leute einfach auslacht oder durchaus provokante Fragen stellt, bin bisher noch nie von Polizisten so wie du angegangen worden.
    Und ehrlich: ich möchte das auch nicht. Ich möchte weiterhin das Bild einer Rennleitung haben, die zwar nicht immer so genau weiß, was sie gerade macht - aber dessen ungeachtet auch noch die Dienstregeln beachtet.

    Hat deine Anwältin dir eigentlich Hoffnung auf Erfolg bzgl. Strafanzeige gemacht? 8o
    Weil ... erfahrungsgemäß landen selbst harte Sachen nicht vor Gericht. Mal ganz zu schweigen davon, wenn Staatsbedienstete involviert beschuldigt sind....

    Dürfen wir hoffen, dass du den weiteren Verlauf des Vorfalles in deinem Blog verarbeitest? :)

  • Ich hab das Video jetzt nicht gesehen. Allerdings ist Marco auch als ein wenig, sagen wir mal, sehr eindeutig mit seinen Standpunkten bekannt. Das schadet m.E. manchmal deutlich mehr als es nützt.

    Das Problem kenne ich und vermutlich kennt es auch jeder andere Alltagsradler: Sobald man aus der Straßenverkehrs-Ordnung rezitiert, gilt man nunmal als Besserwisser, Querulant oder Kampfradler. Ich weiß nicht genau, woran das liegt, aber bislang verliefen beinahe alle Polizeikontrollen, denen ich beiwohnen „durfte“, relativ haarsträubend, meistens schon in Bezug auf § 2 Abs. 4 StVO. Wenn man dann aber dummerweise Bescheid weiß und trotz der total sicheren Radwege lieber auf der total gefährlichen Fahrbahn fahren möchte, wird’s leider recht schnell unfreundlich.

    Ich weiß auch nicht genau, was ich beim nächsten Mal antworten soll, wenn ich beispielsweise an der Hamburger Feldstraße die rote Kelle bekomme und erklären soll, warum ich denn den wunderbaren Radweg nicht benutzt habe. Die Glasscherben und Kampfflaneure, die es dort nicht nur bei Fußballspielen oder während des Doms gibt, werden als Argument ja leider nicht anerkannt und ich fürchte, mir wird auch irgendwann so etwas in der Qualität entfahren von „Sorry, Herr Wachtmeister, ich bin leider total blöd und zurückgeblieben und konnte mir gar nicht erklären, wozu ein Radweg von den Steuergeldern der Kraftfahrer gebaut wird, aber ich werde ihn jetzt brav zu meiner eigenen Sicherheit benutzen“. Ich bin’s einfach leid, jedes Mal bei Fahrradkontrollen oder irgendwo auf der Wache oder sogar ein paar Etagen höher bei einer Zeugenaussage den § 2 Abs. 4 StVO zu erklären und mich dann noch ständig gegen die Steuergelder der Kraftfahrer und ähnliche tolle Argumente zu Wehr setzen muss. Das ist mir einfach zu dumm. Ich weiß nicht, wie oft @Laufi Bekanntschaft mit der Rennleitung macht, aber vermutlich hat er auch einfach keine Lust auf diese ständigen Diskussionen. Dass dann der Ton manchmal etwas unfreundlicher wird, ist natürlich irgendwo nicht gerade toll, sollte aber eigentlich den Ablauf einer Polizeikontrolle nicht wesentlich beeinträchtigen und auf gar keinen Fall derartige Reaktionen hervorrufen.

    (Begründung: ich könnte mich verschanzen)

    Das ist ja mal eine lustige Begründung. Kann es sein, dass die schon vor deiner Ankunft auf der Fahrbahn ziemlich genervt waren? Die fahren doch nicht plötzlich alle Geschütze auf, nur weil du den tollen Radweg nicht benutzt hast.

  • Moin:

    keine Ursache und lieben Dank für die Einladung, bzw. den Hinweis ;)

    ja, Malte beschreibt das ganz gut. Ich erlebe ausfallende Polizisten ausschließlich in Situationen, in denen ich klar, aber selbstverständlich nicht pöbelnd o.ä., zum Ausdruck bringe, daß ich mich auskenne. Ich hatte schonmal mit dem Leiter der Verkehrsdirektion, Herrn Simon, ein Gespräch darüber. Er meinte, daß Polizisten "auch nur Menschen sind" und daß es bei 5000 Beamten halt auch "schwarze Schafe" gibt. Wie in der übrigen Gesellschaft eben auch. Mein Einwand, daß die in diesem Falle aber bewaffnet & mit allerlei "Spielzeug" wie Handschellen, etc. ausgerüstet sind, wollte er dann nicht weiter diskutieren.

    Ich werde zukünftig sicher nicht mehr diskutieren (wollen). Ich lasse die goPro laufen, frage artig nach ner Sendegenehmigung und laß mir die Knolle nach Hause schicken. Ich hab dann genügend Möglichkeiten, das entsprechend auszuwerten.

    Es gab bei den 3 Beamten einen (der erste), der "federführend" war, der zweite war nicht viel besser und der dritte ist für mein Empfinden nur "mitgelaufen". Ich unterstelle also nicht, daß die alle drei "ausgetickt" sind, sondern denke mal, daß das Handeln hierarchisch erfolgt und nicht sonderlich hinterfragt wird, wenn das einer beschließt. Ob die vorher schon genervt waren, kann ich nicht sagen, ebensowenig, warum die da überhaupt standen (waren ja keine von der VD). Gefühlt war das einfach eine Machtdemonstration.

    Ich werde den Fall sicherlich auch in meinem Blog verarbeiten, alleine schon um das, was nun passiert, zu dokumentieren. Einer Strafanzeige muß nachgegangen werden, ich mache mir dennoch keine großen Hoffnungen, daß da großartig was bei raus kommt - diese Einstellung ist eigentlich sehr schade, merke ich gerade. Zeigt sie doch, daß irgendetwas in unserem Land oder zumindest in meiner Stadt nicht stimmt. Und das sind Dinge, für die ich einstehe, nicht als Radfahrer, sondern als Mensch und Demokrat.

  • Zu Diskussionen mit der Rennleitung kann ich nur den Verzicht empfehlen. Selbst wenn die Kontrolle wegen mangelnder devoter Demut vor allwissenden Beamten mal nicht gleich so ausartet wie hier beschrieben, ist mir der Zeitverlust für mögliches Reflektorenzählen u.ä. einfach zu groß. Hierzustadt hat man als Fahrbahnradler aber ohnehin kaum Probleme mit Ordnungskräften, Radfahrer werden nahezu ausschließlich in Schwerpunktkontrollen angehalten, dann in der Regel auch nur bei Verstößen, die ich grundsätzlich nicht begehe (Gehweg, Gegenrichtung, Ampel, Licht). So mich dennoch mal jemand wegen der RWBP anhalten möchte, halte ich dies wie in dem bisher einzigen selbst erlebten Fall (in Brandenburg): Verwarnung postalisch empfangen, Widerspruch ausführlich begründet direkt an die Staatsanwaltschaft mit der Bitte um Fortbildung der Beamten. Ich bin aber wegen meiner Absendeadresse auch etwas im Vorteil. ;)

    Sofern man mit einigen der vielen sachlichen und verständnisvollen Polizisten in Kontakt kommt, so merkt man das nach wenigen Wortwechseln ohnehin und kann natürlich freundlich seine Sichtweise vortragen. Solche völlig korrekten Beamten werden bloß weniger wahrscheinlich einen Fahrbahnradler neben einer offensichtlich unzumutbaren Radverkehrsanlage anhalten. Solche netten Gespräche hatte ich bisher nur aus anderem Anlass, konnte aber dort auch divergierende Standpunkte sachlich diskutieren und sogar einmal eine formal unzweifelhafte Owi (§ 64a Satz 1 StVZO), derart begründen, dass von jeglicher Ermahnung/Verfolgung abgesehen wurde. :thumbup:

    Zum Herausfinden der Grundhaltung der Beamten bietet sich m.E. eine rhetorische Frage als Einstieg an: Ich war der Meinung, hier wäre keine Benutzungspflicht angeordnet/wegen Unzumutbarkeit entfallen!? Die Reaktion darauf erscheint mir wegweisend für den weiteren Diskussionsverlauf.